Da bat mich doch gestern die liebe Lena von kraftort-rohkostkueche.de darum, mir mal Gedanken zum Thema Erntedank zu machen.
Was bedeutet denn eigentlich ‚Erntedank‘? Erstmal das etymologische Wörterbuch aufgeschlagen…
‚Danken‘ ist abgeleitet von ‚denken‘ und hat die Bedeutung ‚in Gedanken halten‘. Also halten wir mal die Ernte in Gedanken.
Welche Ernte überhaupt? Mein Großvater war zwar Bauer, aber ich als Stadtmensch ernte meine Feldfrüchte ganz unkompliziert und ganzjährig im Bioladen ums Eck.
Nun, dann weiten wir mal den Begriff ein wenig aus. Wir können schließlich mehr als nur Kürbisse und Kartoffeln ernten…
Die Samen des vorigen Jahres, die im Frühjahr gekeimt und ausgetrieben hatten, ließen im Sommer ihre grünen Kleider im Winde wehen und verströmten die lieblichsten Düfte.
Die Sonne und das Licht gaben auch uns keine Zeit für müde Glieder und Grübeleien. Wir sind aus uns herausgegangen, sind uns begegnet, haben getanzt und gelacht und das Leben gefeiert. Wir waren kreativ und tatkräftig. Viele Ideen wurden durch harte Arbeit oder aber vielleicht auch ganz wie von selbst in dieser Welt verwirklicht.
Jetzt im Herbst endet die Wachstumsperiode. Die Pflanzen lassen plötzlich mit ihren saftigen oder nussigen Früchten gleichzeitig auch ihre letzten Blätter fallen.
Die Dunkelheit und Kälte zieht alle Energie zusammen. Die Pflanzen sammeln die restlichen Kräfte, die sie nach ihrer überschäumenden Orgie der Fruchtbarkeit und Lebenslust noch übrig haben, tief unter der Erde in ihren Wurzeln. Sie folgen Persephone, Tochter der Demeter, die vom Totengott Hades in sein Reich entführt wurde und sich seitdem jeden Herbst aufs Neue in die Königin der Unterwelt verwandelt. Aus Trauer um ihren Verlust versiegt der Fruchtbarkeitsgöttin Demeter die Milch in ihrer Brust und alles Wachstum auf dieser Welt stagniert.
Auch wir Menschen ziehen uns in unsere Unterwelt zurück. Wir verkriechen uns in unseren Betten, bei unseren Familien oder versenken uns in Büchern oder der Meditation. Und es kommt die Zeit der Besinnung und der Rückschau. Was hat das Jahr gebracht? Wie waren meine Taten? Bin ich mir und meinem Weg treu geblieben?
Nun haben wir erst die Zeit und die Muße, das Ergebnis unseres Handelns in Augenschein zu nehmen. „Wie du säst, so wirst du ernten.“
Jetzt können wir uns also erfreuen an den Früchten und dem Lohn für unsere Mühen. Wir können das Jahr Revue passieren lassen und dankbar sein.
Wir können dankbar sein für die kostbare Muttererde, in die wir unseren Samen gesetzt haben, die uns genährt hat und groß werden ließ, uns Halt gab in Stürmen und bei Dürre.
Wir können dankbar sein für unsere Erntehelfer, die uns zur Seite standen, wenn es mal knapp wurde und die sowohl die Mühe als auch die Freude mit uns teilten und uns damit reicher werden ließen.
Wir können dankbar sein für jedes Lebewesen, das uns durch das Jahr begleitet hat, sei es der Wurm, der die Erde lockerte und uns leichter atmen ließ, die Biene, die die Blüte bestäubte und uns das Gefühl gab, schön und wertvoll zu sein oder der Vogel, der den Samen unserer Früchte nun wieder weiterträgt und uns damit zeigt, dass unser Wirken Wellen schlägt.
Wir können dankbar sein, ein Knotenpunkt für all dieses Leben gewesen zu sein und Verbindungen und Beziehungen geschaffen und gestaltet zu haben.
Wenn wir unsere Ernte in freudvollen Gedanken erhalten, erschaffen wir damit die kräftigsten und widerstandsfähigsten Samen für die Aussaat im kommenden Jahr. Und das nicht nur für uns, sondern auch für die Menschen, die uns nahe stehen.
Mein lieber Mitbewohner hat mir gestern selbstgepflückte Äpfel mitgebracht. Ich möchte sie gerne mit euch teilen und mit euch gemeinsam Erntedank feiern.
Für die Zubereitung dieses schnellen, rohveganen und nussfreien Kuchens brauchst du einen Hochleistungsmixer, eine kleine Kuchenform (16-18 cm) oder einen ähnlich geformten Teller und folgende Zutaten:
Für den Boden und die Streusel:
1 Tasse Erdmandeln (über Nacht eingeweicht)
4-5 Datteln
1 TL Flohsamenschalen
Im Mixer zu einem möglichst homogenen Teig verarbeiten. Eventuell noch etwas Wasser hinzugeben.
¾ der Masse in die mit Backpapier ausgelegte Kuchenform drücken, glattstreichen und die Ränder etwas hochziehen.
Für die Füllung:
1 großen, mehligen Apfel
1 TL Zimt
¼ TL Vanillepulver
5-6 Datteln
1 klitzekleines Stückchen geschälten Ingwer
1 TL Flohsamenschalen
etwas Wasser
optional: 1 Spritzer Zitronensaft
Den Apfel schälen, halbieren und entkernen. Die eine Hälfte in ganz kleine Würfel schneiden. Die andere Hälfte mit den restlichen Zutaten im Mixer zu einem Mus verarbeiten. Anschließend mit den Apfelstückchen vermengen und über den Kuchenboden geben.
Den übrigen Teig zerbröseln und über die Füllung streuen.
Den Apfelkuchen nun noch einige Minuten im Kühlschrank ruhen lassen oder einfach sofort genießen.