Wenn ich bei dieser trockenen Sommerhitze durch die Wiesen spaziere, denke ich oft an Urlaub, Strand und Meer…
Eine Pflanze lässt mich dabei besonders in Fantasien schwelgen: der Breitwegerich. 

Seine Endsilbe „rich“ ist abgeleitet vom germanischen rik, was mit Herrscher oder Fürst übersetzt werden kann. Der Wegerich ist also der Beherrscher der Wege.
Ganz so wie die Touristen am Strand mit ihren Badetüchern ihre Liegeplätze für sich reservieren, breitet er seine breiten fleischigen Blätter am Wegesrand aus und beansprucht somit ebenfalls den Platz für sich. Da wo er genüsslich seine Blattrosetten in der Sonne spreizt, wächst kein Grashalm mehr. Doch im Gegensatz zu den menschlichen Sonnenanbetern lässt er sich nicht davon stören, wenn man ihm im Vorbeigehen versehentlich mal einen Tritt verpasst.

Und was wäre ein Strandbesuch ohne das erfrischende Eis am Stiel? Wo man im Urlaub mühevoll durch den Sand stapfen und beim Eisverkäufer in der Schlange stehen muss, hat der Wegerich an alles gedacht und sich seinen Snack gleich selber mitgebracht. Jetzt im August stehen seine kleinen Früchte an den dichten walzigen Ähren senkrecht empor und bieten sich auch jedem Wanderer an. Sie kosten nichts weiter, und wenn man zufällig ein Messer oder eine Schere im Gepäck hat, kann man sich auch die Anstrengung beim Pflücken sparen. Denn der Stängel ist robust und fest im Boden verankert. 

Wenn mich der kleine Hunger also überkommt, pfück ich mir einfach eine dieser Ähren und ziehe sie durch meine Zähne, so dass nur noch der blanke stielrunde Stängel übrigbleibt. Die frischen, jungen Kapseln mit den kleinen schwarzen Samen schmecken leicht herb, nussig und ähnlich einem Champignon. Die Samen enthalten viele Öle und Schleimstoffe, und wenn man bedenkt, dass Flohsamen ebenfalls zur Familie der Wegerichgewächse gehören, kann man sich ihre gesundheitlichen Vorzüge auch schnell herleiten.

Der Breitwegerich
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